Türkische Besatzung (1669-1821)

 

Die osmanische Herrschaft bedeutete für Griechenland und Kreta eine schwere Erschütterung. Kreta stand die nächste, noch grausamere Besetzung bevor. Die kretische Bevölkerung wurde erneut ausgebeutet, unterjocht und verfolgt. Hohe Steuerabgaben hinterließen kaum das Existenzminimum, während neu angesiedelte Türken zunächst gar keine Steuern bezahlen mussten. La Canea wurde zu Hanya und erneut Verwaltungssitz der Insel. Kirchen wurden zu Moscheen umgebaut, der feudale venezianische Baustil nicht mehr erneuert. Für Christen wurde die Kopfsteuer eingeführt. Wer sie nicht bezahlen konnte wurde enthauptet, sodass viele Kreter zum muslimischen Glauben konvertierten. Viele weitere Kreter zogen auf andere ägäische Inseln. Die Widerständischen flüchteten ins Gebirge und sammelten sich in Klöstern, von wo aus sie ihre Aktionen vorbereiteten. Die Lasithi-Hochebene, die Samariaschlucht und unwegsame Gebirgsregionen waren seit Jahrtausenden Verstecke und Rückzugsgebiete der kretischen Rebellen gegen ihre Unterdrücker. Orthodoxe Klöster waren Zentren des Widerstandes und Erhaltes der kretischen Kultur. Die griechisch-orthodoxe Kirche hatte immer auf der Seite der unterdrückten Bevölkerung gestanden. Sie war eine Kirche des Volkes, die mit dem Volk kämpfte.  

 

1770 übernahm der kretische Freiheitskämpfer Dhaskalojannis die Führung der Widerständler bei einem Aufstand. Er bat die Russen, die sich im Krieg mit den Türken befanden, um Hilfe. Der türkische Sultan bestellte ihn heimtückisch zur Verhandlung nach Iraklio. Dort ließ er Dhaskalojannis gefangen nehmen und öffentlich bei lebendigem Leibe häuten.

 

Kretische Revolutionen (1821-1898)

 

1821 begann der griechische Freiheitskampf gegen die Türken. In den Jahren 1821-1898 kam es zu zahlreichen Aufständen der Kreter gegen die türkischen Besatzer. Nach schweren Kämpfen erzielte man 1829 den Friedensvertrag für Griechenland, nachdem die Türken den Russen unterlagen. Auch in diesem Zeitraum kam es zu mehreren kretischen Aufständen gegen die Türken. Kreta blieb weiterhin unter türkischer Besetzung, stand aber von nun an unter Kontrolle von England, Russland, Italien und Frankreich. Anlässlich ägyptischer Hilfe gegen den griechischen Aufstand übergaben die Türken Kreta in den 30er Jahren des 18. Jahrhunderts Ägypten als Geschenk. Auch die Ägypter setzten Widerstandsaktionen ein brutales Ende. Die internationalen Truppen wurden anlässlich der Regentschaft des jugendlichen bayrischen Königs Otto in Griechenland abgezogen. 1840 wurde die Insel erneut von den Türken übernommen. Es folgten weitere Aufstände gegen die Türken.

 

Von 1866 bis 1886 dauerte die Periode der großen kretischen Aufstände, ausgelöst durch ungerechtfertigte und hohe Steuereintreibungen und kirchlichen Disput. In der Nacht vom 7. auf den 8. November 1866 kam es zur Katastrophe von Arkadi. Um nicht in die Hände der zahlenmäßig sehr weit überlegenen türkischen Angreifer zu geraten, schoss ein kretischer Freiheitskämpfer unter der Leitung des Abtes auf das Munitionsdepot und löste eine Explosion aus. Die Menschen entschieden, sich lieber selbst in die Luft zu sprengen. Um die tausend Mönche, Männer, Frauen und Kinder starben. Arkadi, das kretische Nationalheiligtum, war Schauplatz einer blutigen Tragödie. Deswegen wurde der 8. November ein griechischer Nationalfeiertag. Noch heute zeugen Einschüsse in der Klosterfassade und ein abgebrannter Baum von dem schrecklichen Ereignis.

 

Der berühmte Kreter Eleftherios Venizelos hatte, nach Jahren der vergeblichen Aufstände gegen die türkischen Besatzer, die Angliederung Kretas an Griechenland verlangt. Doch erst nach der Tragödie von Arkadi setzten sich die westlichen Großmächte und Russland endlich massiv für Kretas Unabhängigkeit ein. 1897 fanden erneute Kämpfe zwischen Kretern und Türken statt. England, Russland, Frankreich und Deutschland sendeten endlich Hilfe nach Kreta und machten den blutigen Auseinandersetzungen ein Ende. 1898 mussten die Türken auf internationalen Beschluss hin Kreta verlassen.