Byzantinisches Kreta I (-)

 

Arabische Besatzung (826/827- 961)

 

Im 7./8. Jahrhundert n. Chr. setzten Slawen, Perser und Araber das Byzantinische Reich unter Druck. Slawen gefährdeten durch Piraterie den Seehandel nach Kreta. 713 unterlag Spanien den Arabern, die von hier aus ins Mittelmeer vordrangen. 649 n. Chr. eroberten sie Zypern, und von hier aus drangen sie nach Konstantinopel und Kreta vor.

826 n. Chr. überfielen arabische Flüchtlinge, die aus Spanien vertrieben worden waren, von Ägypten aus Kreta. 827 v. Chr. landeten sarazenische Krieger an der Südküste. Sie zerstörten Gortys und plünderten ganz Kreta. Die Bevölkerung wurde brutal unterjocht, ausgebeutet oder auch getötet. Das christliche Leben wurde vom Islam verdrängt.

Während der arabischen Besetzung setzte ein kultureller und ökonomischer Niedergang ein. 828 v. Chr. ließ ein Anführer der Araber im heutigen Iraklio das Fort al-Khan-daq erbauen, von den Venezianern später Candia genannt. Es wurde Operationsbasis der Angriffe gegen die Kreter, die mitunter auch in die Berge geflüchtet waren. Von hier aus suchte man auch die Seewege der Byzantiner im Mittelmeer unpassierbar zu machen. Kaiser Michael sandte Truppen zur Befreiung von Zypern und Kreta. Er blieb auf Kreta erfolglos. Erst 150 Jahre später gelang den Byzantinern die Rückeroberung Kretas. Chania, eine der ältesten ununterbrochen bewohnten Siedlungsstätten Europas, wurde von den Arabern zerstört.

 

Byzantinisches Kreta II (961- 1204)

 

Das Byzantinische Reich verstand sich von Anfang an als Römisches Reich schlechthin. Zu Beginn war es vom Hellenismus, von Rom und dem Christentum geprägt. Bedeutsame Zentren waren dem griechischen Kulturkreis angeschlossen, so zum Beispiel Konstantinopel, Antiochia, Ephesos, Thessaloniki und Alexandria. Alt- und später Mittelgriechisch waren Amtssprachen und Sprache der Kirche, Wirtschaft und Literatur. Die nationale Identität der Byzantiner war griechisch, doch sie verstanden sich als Römer. Seinen römischen-antiken Charakter verlor Byzanz endgültig erst mit den arabischen Eroberungen. Die orientalischen Provinzen wurden zu wirtschaftlich und politisch wichtigen Zentren. Wirtschaftlich, kulturell und militärisch erlangte das Byzantinische Reich eine Vormachtstellung in der Welt. Über 1000 erhaltene byzantinische Kirchen und Kapellen zeugen auch heute noch auf Kreta von der byzantinischen Epoche.

 

Unter General Phokas schlug ein gewaltiges byzantinisches Heer nach neun Monaten des Kampfes die arabischen Besatzer 961 n. Chr. Erst 963 befand sich Kreta komplett wieder in byzantinischer Hand. Die Byzantiner bauten ihre militärische Stellung erneut aus. Das kirchliche Leben wurde neu organisiert. Der Sitz der Metropoliten wurde von Gortys nach Iraklio verlegt. Auch die christliche Ordnung wurde wieder aufgebaut.

Adelige aus Konstantinopel übernahmen die Herrschaft. Auch Genuesen und Venezianer besiedelten die Insel. Europäische Kaufleute entwickelten ein Lehnsystem, das Kreta neuen Aufschwung brachte. Im 12. Jahrhundert n. Chr. erlebt Kreta eine neue Hochzeit. Kreter, Genuesen und europäische Einwanderer lebten in Frieden. Die genuesische Handelsflotte wurde ausgebaut und die Genuesen errichteten Kastelle an der Nordküste, um ihre Position zu sichern. Sie versuchten Kreta unter ihre Kontrolle zu bringen.

 

Das byzantinische Kreta endete nicht abrupt im Jahr 1204. Byzantinisches Kulturgut überdauerte auf Kreta das Ende des Byzantinischen Reichs 1453, bis ans Ende der venezianischen Epoche. Nach der Eroberung Konstantinopels seitens der Türken flüchteten viele gebildete Byzantiner nach Kreta und stärkten noch einmal das byzantinische Erbe bis 1669. Die Klosterschule der Hl. Johanna in Iraklio war ein wichtiges geistiges Zentrum dieser Zeit.